Skiflugschanze kostet 1,6 Millionen Euro mehr

Die Anlage im Oberstdorfer Stillachtal wird teurer, weil die Firmenangebote nicht so günstig waren, wie erhofft. Dazu kamen Schwierigkeiten beim Umbau. Die Gemeinde hofft auf weitere Zuschüsse für das Projekt
40 000 Fans jubelten beim Weltcup im Februar den Skifliegern zu, die auf der umgebauten Anlage im Stillachtal beeindruckende Weiten erzielten: Andreas Wellinger segelte auf 238 Meter. Nach der gelungenen Premiere landete das Zwölf-Millionen-Euro-Projekt Skiflugschanze jetzt wieder auf dem Oberstdorfer Ratstisch. Mitte 2017 soll die Anlage nicht nur sprungfertig, sondern der komplette Umbau abgeschlossen sein. „Ziel ist es, den touristischen Betrieb am Pfingstwochenende zu starten“, sagte Architekt Andreas Fauter. Die Schanze ist im Sommer auch ein beliebtes Ausflugsziel. Bei der Vorstellung im Gemeinderat wurden auch erstmals die Mehrkosten offengelegt: Die vor Beginn des Projekts kalkulierte Summe wird um 1,6 Millionen Euro überschritten.
Warum der Kostenrahmen nicht eingehalten werden konnte, erklärten die Architekten Hans-Martin Renn und Andreas Fauter sowie Projektsteuerer Thomas Hegele im Oberstdorfer Gemeinderat. Der Hauptkostentreiber mit fast einer Million Euro waren die hohen Ausschreibungsergebnisse aufgrund der angespannten Marktsituation in der Bauwirtschaft. Hier habe es auch eine Rolle gespielt, dass es einen sehr engen Zeitplan für den Umbau der Skiflugschanze gab, die in nur wenigen Monaten umgesetzt werden musste, um die Anlage rechtzeitig zur WM-Generalprobe im Februar sprungfertig zu machen. „Hätten wir mehr Zeit gehabt, hätten wir die eine oder andere Vergabe besser hingekriegt“, sagte Hegele.
Hinzu kamen schwierige Bodenverhältnisse. „Die größten Risiken liegen da, wo man sie nicht sehen kann: unter der Erde“, sagte Projektplaner
Hegele. Im sportlichen Bereich waren unter anderem Erdarbeiten für das Schanzenprofil, eine Trinkwasserversorgung und Beschneiungsanlage,
ein neuer Schanzentisch, eine neue Anlaufbahn und eine neue elektrotechnische Versorgung erforderlich.
Kritische Fragen im Gemeinderat
Die Projektverantwortlichen mussten sich im Gemeinderat kritischen Fragen stellen: „Sind die Mehrkosten ein Mehrwert für die Schanze“, wollte
Christian Raps (FW) wissen. „Wir haben nichts gebaut, was nicht geplant war“, entgegnete Fauter. Martin Rees (AO/FDP) kritisierte die hohen Ausschreibungsergebnisse: „Niedrige Schätzung, hohes Ergebnis. Das sind Mängel in der Kostenberechnung.“.
Eine Kostenüberschreitung von 119 000 Euro gab es im Bereich des neuen Schrägaufzugs, der mit einer Wirtschaftsförderung finanziert wurde. Allerdings wurde die Anlage nicht rechtzeitig zum Weltcup im Februar fertig, was an dem schwierigen Bau der Talstation lag. Der hatte neben
der Gründung der Trassenfundamente, der Zaunanlage und der Ausschreibungsergebnisse die Kosten nach oben getrieben.
Die Veranstalter haben aus ihren Erfahrungen bei der Generalprobe im Februar eine Reihe von Empfehlungen ausgearbeitet, die bis zur WM 2018
umgesetzt werden sollen. Unter anderem sollen die Rettungswege im Stadion verbessert werden. Die Kosten für die zusätzlichen Maßnahmen stehen noch nicht fest.
Um die Mehrkosten nicht alleine tragen zu müssen, hat die Gemeinde eine Nachfinanzierung über die Fördergeber beantragt. Derzeit läuft die Prüfung bei der Regierung von Schwaben. „Es gibt sehr hohe Hürden, um in eine Mehrbetragsfinanzierung reinzukommen“, sagte Sportstättenleiter Hans-Peter Jokschat. „Aber wir haben die Hoffnung, dass es zu einer Nachförderung kommen kann.“ Bund, Land und Landkreis förderten neben der Gemeinde das Projekt. Die Anlage im Stillachtal ist eine von fünf Skiflugschanzen auf der Welt.