Immer wieder, wenn die Skiflugschanze in Oberstdorf in den Blickpunkt des Interesses rückt, stellt sich die Frage: „ Wie kam es überhaupt zum Bau der Riesenanlage?“ Noch dazu in Oberstdorf, zu einer Zeit, in der das Geld knapp war. Der zweite Weltkrieg war vorbei, überall begann der Aufbau, auch sportlich.
Allerdings waren die deutschen Sportler noch von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Auch die Skispringer mussten mit ansehen, wie ohne sie die olympischen Spiele 1948 in St. Moritz stattfanden.
Dabei hatten sie doch vor allem im Oberstdorfer Springer – Trio Sepp Weiler, Heini Klopfer und Toni Brutscher
Akteure, die jederzeit mit der Welt-Elite mithalten konnten. Sie schritten zur Selbsthilfe und planten eine eigene Riesenschanze, auf der sie jederzeit fliegen und Wettkämpfe durchführen konnten.
Allerdings waren die Oberstdorfer mit ihrer Idee nicht allein, in Ruhpolding reiften gleichfalls Pläne. Also kam es nun darauf an, wie der Bayerische Skiverband entscheiden würde. In einer denkwürdigen Sitzung im Februar 1949 fiel die Abstimmung mit 19:3 zu Gunsten von Oberstdorf, dort erhoben jedoch die älteren Clubmitglieder Bedenken gegen eine Großsprunganlage. Aber sie wollten der Jugend den Weg nicht verbauen. So wurde bei einer Mitgliederversammlung am 25. Mai 1949 der Bau der Flugschanze beschlossen. Schon vorher hatten sich Weiler und Klopfer ein Gelände in der Zimmeroy im Stillachtal ausersehen. Heini Klopfer, von Beruf Architekt, entwarf mit Willi Huber die Pläne. 80.000 DM soll die ganze Anlage nach Klopfers Kalkulation kosten. Nun galt es Geld zusammen zu bekommen.
Das Springer – Trio und Rudi Gering fuhr in einem Fiat-Simca 1100 kreuz und quer durch Deutschland und verkaufte Halstücher, auf denen der Entwurf der Schanze zu sehen war.
Zauberhafte Halstücher – in Gelb, Braun, Blau und Rot – 8 Mark das Stück.
Der Halstuch-Zauber bestand darin, daß während der „Skiflugwoche Oberstdorf 1950“ freien Eintritt haben wird, wer solch ein Tuch trug. Zündhölzer, Postkarten und Bausteine konnten ebenfalls erworben werden und sie gaben auch Autogrammstunden.
Der Bayerische Skiverband steuerte 30.000 DM bei, Darlehen und Spenden besorgten den Rest. Nach fünfmonatiger Bauzeit entstand eine riesige Holzkonstruktion als Anlaufturm, der Aufsprunghügel wurde teilweise in Handarbeit erstellt.
Bei der ersten Skiflugwoche 1950 flog Sepp Weiler 133 m und stellte einen neuen Weltrekord auf. 100.000 Besucher kamen zu der Veranstaltung.
Neuauflage zum 75-jährigen Jubiläum
Zum 75-jährigen Jubiläum wurde das Halstuch erneut aufgelegt und steht für 8,- Euro zum Verkauf. Der Erlös aus den Verkäufen fließt in die Nachwuchsarbeit des Skiclub Oberstdorf.