Rund 800 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind beim Weltcup an diesem Wochenende im Einsatz. Sie kümmern sich vor und hinter den Kulissen um einen reibungslosen Ablauf an der Oberstdorfer Heini-Klopfer-Skiflugschanze. Einer der sportlich-technischen Stützen ist Michael Thannheimer, Bereichsleiter der Weitenmesser.
Zwischen seinem neunten und 19. Lebensjahr war er selbst als Skispringer aktiv. Deshalb war es für ihn eine Selbstverständlichkeit, als er vor acht Jahren gefragt wurde, sich im Team der Weitenmesser zu engagieren. Seit der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft 2021, die in seiner Heimatgemeinde Oberstdorf stattfand, ist der heute 57-Jährige erster Ansprechpartner der Weitenmesser. Auf die Frage, welche Eigenschaften man für dieses Ehrenamt mitbringen muss, antwortet Michael Thannheimer kurzerhand: „Ein gutes Augenmaß und ordentlich Standvermögen!“. Denn so manche Wettkämpfe können sich bis zu sechs Stunden hinziehen – und das bei Wind und Wetter. Den Rest lerne man mit der Zeit. Einige seiner insgesamt 25 Mitstreiter im Alter zwischen 15 und Mitte 70 sind 40 und mehr Jahre bereits dabei. Mittlerweile haben auch Frauen in der einstige Männerdomäne Einzug gehalten.
Die Weitenmesserinnen und -messer erkennen die meisten Athleten an der Flugkurve. „Jeder Springer fliegt anders!“, meint Thannheimer. Besonders schwierig seien die wechselnden Lichtverhältnisse. Sonnenschein, Flutlicht oder gar Nebelschwaden erschweren den Weitenmessern das Leben. Dabei geht es um eine hohe Genauigkeit. Seitlich des Aufsprunghügels stehen 19 Ehrenamtliche in einem Abstand von acht Metern, um die Ergebnisse sekundenschnell an ihren Bereichsleiter weiterzugeben. Parallel dazu werten zwei Techniker die Videobilder aus. „Wir genießen international einen guten Ruf“, erklärt der Oberallgäuer. Bei jedem zweiten Sprung stimme die Messung „nach Augenmaß“ mit dem technischen Ergebnis auf einen halben Meter überein. Je größer die Schanze, desto leichter tun sich die Weitenmesser.
Das Team ist nicht nur bei den Weltcups wie der Vierschanzentournee, dem Skifliegen der Männer, der Two-Nights-Tour der Frauen oder bei der nordischen Kombination im Einsatz. Dazu kommen noch kleinere Wettbewerbe, insbesondere im Nachwuchsbereich wie der Deutschlandpokal, die Mini-Tournee oder die bayerischen Meisterschaften der Schüler. „In diesem Jahr kommen wir auf 15 Einsatztage im Winter und sieben in den Sommermonaten“, sagt Thannheimer, der die technische Ausstattung an den Oberstdorfer Schanzen als „sehr gut“ bezeichnet.
Aktivitäten abseits des Sports zeigen, dass der Teamspirit passt. Mehrtagesausflüge wie zuletzt beim Skiflug-Weltcup 2024 in Planica, zu den anderen Tournee-Standorten sowie regelmäßig stattfindende Grillfeste sorgen bei den Weitenmessern für gute Stimmung. Wer Lust hat, Teil des Oberstdorf-Teams zu werden und beispielsweise bei der Skiflug-WM im Januar 2026 mitzuarbeiten, kann sich unter www.oberstdorf-team.de anmelden. Dort sind auch die zahlreichen Vorteile des facettenreichen Volunteerprogramms beschrieben.